Sonntag, 7. Mai 2017, 19.00 Uhr, Pfarrkirche
Reisebuch aus den österreichischen Alpen op. 62
Ernst Krenek (1900-1991) gilt als Experte in allen nur erdenklichen Kompositionsstilen des 20. Jahrhunderts. Am Beginn seiner Karriere komponierte er freitonal, dann entdeckte er für sich den Neoklassizismus, später – angeregt durch Schuberts 100. Todestag 1928 – die Romantik.
Darauf folgte eine intensive Auseinandersetzung mit Schönbergs Zwölftontechnik und deren Fortsetzung, dem Serialismus. Den elektronischen und postseriellen Kompositionstechniken wendete er sich nach seiner Emigration in die USA zu.
Das „Reisebuch“ stammt aus der kurzen neoromantischen Schaffensperiode Kreneks.
Die Uraufführung fand im Jänner 1930 in Leipzig statt, an einem Nachmittag vor der UA seiner Oper “Das Leben des Orest“
Ernst Krenek selbst schilderte die Entstehung vom „Reisebuch“ in einem Einführungsvortrag 1968 in Hamburg (Teldecstudio) folgendermaßen:
Das Reisebuch aus den Österreichischen Alpen ist das Ergebnis einer Reise durch die Österreichischen Alpen, die im Frühsommer 1929 stattfand.
Ich begann die Arbeit wenige Tage nach der Rückkehr nach Wien. Worte und Musik wurden gleichzeitig konzipiert, eine Methode, die ich auch in meinen früheren Opern angewendet hatte, und die zwanzig Lieder entstanden mühelos in zwanzig Tagen.
Wer die österreichische Landschaft kennt, wird sich vielleicht daran vergnügen, beim Hören der Lieder an die Lokale zu denken, die sie inspiriert haben. Das zweite Lied, Verkehr, denkt an die Schmalspurbahn nach Mariazell und ihre „Gösinger Serpentinen“ aber auch an die unmöglich steile alte Katschbergstrasse. Das Kloster im Tal ist Admont im steirischen Ennstal, der Friedhof im Gebirgsdorf ist in Hallstatt im Salzkammergut. Das Gewitter ging über dem Tal von Heiligenblut nieder. Der See des heißen Tages ist der Millstättersee in Kärnten, die kleine Stadt ist Lienz in Osttirol und die merkwürdige Inschrift des Epilogs fand sich über dem Tor eines Weinkellers in Stammersdorf bei Wien.
Die zwanzig „sentimentalen, ironischen und philosophischen Skizzen“, wie Krenek in seiner Biographie „Im Atem der Zeit“ schreibt setzen sich mit dem „Kontrast zwischen dem Stadtbewohner, der das lyrische Subjekt des Zyklus ist, und den unverdorbenen Naturerscheinungen, mit denen er während seiner Erkundungsreise konfrontiert wird“ auseinander. Die Entdeckung der Heimat ist gleichzeitig eine Entdeckung des eigenen Ichs.
Mit der Anwendung der Zwölftontechnik im letzten Lied, verläßt Krenek das „alte Vokabular“ (Vokabular der Tonalität), welches ihm bis dahin noch nicht als erschöpft genug erschienen war.
Reisebuch aus den österreichischen Alpen op.62 (1929)
l. Motiv
ll. Verkehr
lll. Kloster in den Alpen
lV. Wetter
V. Traurige Stunde
Vl. Friedhof in Gebirgsdorf
Vll. Regentag
Vlll. Unser Wein
lX. Rückblick
X. Auf und Ab
Xl. Alpenbewohner
Xll. Politik
Xlll. Gewitter
XlV. Heimweh
XV. Heißer Tag am See
XVI. Kleine Stadt in den Südlichen Alpen
XVlll. Entscheidung
XlX. Heimkehr
XX. Epilog